
Tango ist hier mehr als ein Rhythmus: Er steht für eine kosmopolitische Musik, die sich tänzerisch um den Globus und durch die Epochen bewegt.
(Jaenicke, Lessmann, Jijeishvili, Nyström)
Die Werke:
Hans-Christian Jaenicke (*1969)
Tango Violin Concerto (2018)
Hans-Christian Jaenicke schrieb das Tango Violin Concerto im Jahre 2018, ein komplexes zeitgenössisches Werk, in dem Elemente der Neuen Musik, performative Episoden, barocke Polyphonie, romantische und klassische Empfindung und eben auch Rhythmen des Tango und der Milonga zu einer universellen Sprache verschmelzen. Etwas Ähnliches hat Jaenicke in seinem Kompositions-Zyklus „Bach Tunes And Free Tango“ einige Jahre zuvor in kleineren Formen bereits erprobt. Tango ist hier mehr als ein Rhythmus: Er steht für eine kosmopolitische Musik, die sich tänzerisch um den Globus und durch die Epochen bewegt. Chriss Moss, Musikkritiker der Britischen Zeitschrift Songlines, schreibt: „Jaenicke´s compositions are strident and sometimes severe, but there are also full of musicality and wit“.
Alles scheint vertraut, aber alles ist anders, bisweilen ironisch und grotesk.
Obwohl das Interesse bei zahlreichen namhaften Solisten an dem Werk groß war, der Stargeiger Daniel Hope beispielsweise bezeichnete es als ein “zutiefst beeindruckendes Werk“, steht die Uraufführung der Originalfassung noch aus.
Neben der Partitur in der Originalbesetzung für Solo-Violine, Streicher, Flöten, Oboen und Klavier entstanden in den folgenden Jahren drei weitere Fassungen: ein Klavierauszug, eine Fassung für Streichorchester und eine extrem verdichtete Adaption für eine Tango-Quartett-Besetzung.
Diese Quartett-Version wird ab 2024 in Konzerten erstmals zu hören sein.
Antonín Dvořák (1841– 1904)
Serenade in E-Dur Op. 22 (1875)
Der kammermusikalisch reizvolle Zusammenklang von Bandoneon, Violine, Klavier und Kontrabass verleitete Jaenicke 2023 zu einer Bearbeitung der Serenade für Streicher in E-Dur von Antonín Dvořák. Dieses recht bekannte Werk muss in dieser Besetzung völlig neu ausgedeutet werden, weicht doch der satte, böhmische Wohlklang des Originals in der Quartettbesetzung einer sensibilisierten, existenziellen Klangästhetik, zerbrechlich und fein. Stimmführungen durch die Instrumentengruppen, die sich im Original fließend ablösen, gehen jetzt mit Klangfarbenwechseln einher. So wird jede Stimme individuell hörbar, klar voneinander abgegrenzt. Hier agieren vier Musikerpersönlichkeiten ganz unmittelbar und verbindlich.
Die Musiker:
Hans-Christian Jaenicke – Violine
Hans-Christian Jaenicke erhielt mit 6 Jahren den ersten Geigenunterricht, später Musiktheorie und Gehörbildung an der Hochschule für Musik in Detmold. Er studierte in Oldenburg Musik und Kunst unter anderem Musiktheorie/Neue Musik bei Frau Prof. Dr. Meyer Denkmann, Komposition bei dem Chilenischen Komponisten Gustavo Becerra-Schmidt und der Rumänischen Komponistin Violeta Dinescu, Barockvioline bei Veronika Skuplik. Es folgten Konzerte in Europa und Nordamerika zum Teil als Solist und Konzertmeister mit verschiedenen Orchestern und Kammermusikensembles.
Er arbeitete im oh-ton-ensemble Oldenburg mit dem Dirigenten David Coleman (London), Rachel Evans vom Meridian-String Quartet (New York), mit dem Cellisten und Komponisten Graham Waterhouse vom Philharmonia Orchestra London zusammen und war u.a. langjähriger Primarius des Amsterdamer Klavier-Quartett. Für die Landesbühne Niedersachsen-Nord war er als Studio- und Bühnenmusiker tätig und komponierte Bühnenmusik für das Theaterfestival Erlangen. Rundfunkaufnahmen und CD-Produktionen für SONY/BMG haben ihn darüber hinaus als Tango-Geiger und Komponist international bekannt gemacht. Mit experimentellen Konzertprogrammen war er regelmäßig im Rahmen des Hamburger blurred edges festivals und als Solokünstler in der Elbphilharmonie zu Gast. Jaenicke spielt eine Violine von Johann Georgius Leeb von 1824.
Antje Steen – Bandoneón
Antje Steen studierte Akkordeon bei Prof. Hugo Noth an der staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen. Ihre Schwerpunkte lagen in der Barockmusik und in der Moderne. Sie gewann zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe und schloss ihr Studium mit Auszeichnung ab.
Leidenschaft für den Tango und die Suche nach dessen authentischem Klang führten Sie zu dem Entschluss, neben dem Akkordeon auch das Bandoneon in Ihre künstlerische Tätigkeit mit einzubinden.
Mit dem 2004 gegründeten Ensemble OPERASSION gelang der Sprung zu wichtigen Festivals („Ludwigsburger Schlossfestspiele“) und internationale Engagements bis nach Asien („Sejong Center for Performing Arts“, Seoul).
Im Jahr 2006 erschien ihre erste CD Buenos Aires – mi amor (ANTES).
Sowohl als Akkordeonistin als auch auch als Bandoneonistin konzertiert Antje Steen seither in verschiedenen renommierten Kammermusik- Formationen, als Solistin mit Orchester und im Musiktheater. Ihr Spektrum reicht dabei von Barock über Tango Nuevo bis hin zu zeitgenössischer Musik. Sie musiziert regelmäßig mit großen Orchestern wie den Symphonikern Hamburg unter Sylvain Cambreling, dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg unter Kent Nagano, dem Radio-Sinfonie- Orchester Stuttgart u.v.a.
Unüblich für Ihre Instrumente: selbst im klassisch-romantischen Opernrepertoire hat sich Antje Steen seit einigen Jahren erfolgreich etabliert.
Ihre CD PASSION mit Musik von Astor Piazzolla und Johann Sebastian Bach wurde vom Klassik-Magazin „Fono Forum“ mit fünf Sternen als Empfehlung des Monats ausgezeichnet.
Salome Jijeishvili – Piano
Salome Jijeishvili wurde 1987 in Tiflis/Georgien geboren. Den ersten Klavierunterricht erhielt sie bei ihrer Mutter. Frühe Erfolge feierte sie bereits mit 7 Jahren, als sie mit einem Orchester in Tiflis ein Mozart-Klavierkonzert spielte. Ab dem 14. Lebensjahr erhielt sie Unterricht an der „Tiflisi Central School Of Music“ für begabte Kinder und schloss im Jahre 2005 ihr Diplom als Kammermusikerin und Solistin ab. Zahlreiche Auszeichnungen begleiteten ihr Studium zunächst am staatlichen “V. Sarajishvili Tiflis Konservatorium“. Später vervollkomnete sie ihre pianistischen Fähigkeiten Dank eines DAAD Stipendiums in einem Masterstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, das sie 2013 abschloss, sowie in mehrern Meisterkursen. Als Konzertpianistin mit vielfältigem Repertoire erhielt sie neben zahlreichen Auszeichnungen Einladungen zu Konzerten und Festivals nach Sotschi, Moskau, Zürich sowie in verschiedenen Metropolen Italiens und Deutschlands, u.a. als Solistin und Kammermusikerin beim Schleswig-Holstein Musik Festival.
Sie lebt und arbeitet in Hamburg. Ihr besonderes Interesse gilt außergewöhnlichen Projekten, in denen klassische Musik verschiedener Epochen auf diverse Kunstformen trifft.
Guido Jäger – Kontrabass
Guido Jäger studierte Kontrabass an der Musikhochschule in Lübeck und lebt heute als freier Musiker und Komponist bei Hamburg. Er folgte Einladungen zu Gastspielen mit verschiedenen Ensemblen in den USA , Italien und Portugal, tourte mit der Philharmonie der Nationen durch Israel und Spanien, bevor Tom Waits ihn für das Stück Alice von Bob Wilson ans Thalia Theater engagierte.
Seit 1995 verbindet ihn eine intensive Zusammenarbeit mit Giora Feidman mit dem er durch gemeinsame Konzerte, Fernsehauftritte, CD- Produktionen, sowohl als Kontrabassist als auch Komponist in Erscheinung tritt. Als Kontrabassist im Efim Jourist Quartett nahm Jäger die CD „Russian Rhapsody“ bei Radio Bremen auf. Außerdem wirkte er bei Konzerten und CD-Produktionen mit Ulrich Tukur, Burkhardt Klaußner, Dominique Horwitz, Iris Berben u.a.. mit.